Umgang mit Kritik – Teil 3: Aus Fehlern kann und soll man lernen
Widerstand gegen ausgesprochene Kritik zu üben ist nicht sinnvoll, man schafft sie damit weder aus der Welt, noch macht man sie ungeschehen oder besänftigt gar den Kritiker. Stattdessen ist es besser, man nimmt den Kritiker mit ins Boot, bezieht ihn – und nicht zuletzt sein manchmal größeres Wissen – in die eigene Profilierung mit ein und profitiert so vom gemachten Fehler.
Etwas Diplomatie gehört aber dazu, um trotz des verletzten Egos handlungsfähig im gewünschten Sinn zu bleiben. Und tatsächlich sehen ja vier Augen mehr als zwei: „Es ist gut, dass Sie die Arbeit nochmals geprüft haben, es wäre schlimm gewesen, wenn mein Fehler Folgen gehabt hätte.“ So wird der Kritiker eingebunden und es wird seine Leistung gewürdigt und berücksichtigt. Denn man sollte nicht vergessen, dass es vielen Vorgesetzten ausgesprochen peinlich ist, wenn sie ihre Mitarbeitenden kritisieren müssen.
Manchmal kann ein Vergreifen im Ton sogar eine Überschussreaktion aufgrund des unangenehmen Charakters der Situation sein. Das heißt aber nicht, dass Unsachlichkeiten wie: „Ein solcher Mist ist mir ja noch nie unter die Augen gekommen, meine Dreijährige liefert ja besseres ab!“ toleriert werden dürfen. Eine angemessene Antwort darauf kann folgendes sein: „In der Sache haben Sie recht. Den Ton verbitte ich mir allerdings.“ Menschen brauchen Grenzen, auch Chefs bilden da keine Ausnahme. Ein Fehler ist niemals eine Einladung zum Entladen von angestauter Wut, deshalb ist es mehr als gerechtfertigt, wenn man Unverschämtheiten auf eine sachliche Art und Weise zurück weist.
Sachlichkeit ist auch bei der eigenen Bewertung einer empfangenen Kritik angebracht. Gerade wenn am Beginn einer Berufslaufbahn noch keine Sicherheit im Bezug auf die eigenen Kompetenzen durch Erfahrung aufgebaut werden konnte, kann Kritik heftige Selbstzweifel auslösen, die manchmal sogar verhängnisvolle Auswirkungen auf die künftige Qualität der Arbeit hat, weil man sich nichts mehr zutraut. Um dem entgegen zu wirken sollte man trotz Angst und Selbstzweifel die kritisierte Arbeit wieder zur Hand nehmen und Verbesserungen daran vornehmen. Vielleicht wird man anschließend mit einem Lob belohnt (Was gute Vorgesetzte auf jeden Fall tun sollten, denn ein solch effektives Mittel zur Motivation sollten sie sich nicht entgehen lassen!), wenn nicht, dann hat man auf jeden Fall eine persönliche Hürde überwunden und sein Möglichstes versucht.
Ein besonderer Hinweis: Sozusagen als Abfangnetz und damit vorbeugend für künftige Kritik und zur Stärkung des Selbstbewusstseins lohnt es sich, wenn man es sich zur Gewohnheit macht, sich in regelmäßigen Zeitabständen, einmal im Jahr oder auch einmal im Monat, eigene Erfolge bewusst zu machen und schriftlich festzuhalten. Man vergisst sonst das Gute zu schnell und das Negative bleibt in Erinnerung. Dann sieht man nur noch das halbleere Glas anstelle des halbvollen. Und das wäre doch schade.