Aller Anfang ist schwer
Das Bewerbungsverfahren ist nach nervenaufreibender Zeit abgeschlossen und nun steht der neue Job vor der Tür und in den nächsten Tagen ist es soweit: man tritt die ersehnte Stelle an. Erwartungsvoll und manchmal auch von einem kräftigen Schuss Lampenfieber geplagt sieht man diesem Tag entgegen. Und das zu recht, denn der erste Eindruck spielt eine wesentliche Rolle im Bezug auf das Image, das man zukünftig in der neuen Firma mit sich herum tragen wird. Also schadet es auch diesmal nicht, wenn man sich vorbereitet und sich Gedanken darüber macht, wie man von den neuen Kolleginnen und Kollegen gesehen werden will.
Häufig hat man aus der alten Stelle noch Urlaub übrig, der zur Vorbereitung bestens genutzt werden kann. Wenn es irgendwie möglich ist, sollte man in diesen Tagen verreisen. Das muss keine aufwändige Fernreise sein, ein paar Tage irgendwo fernab vom Alltag genügen. Diese Urlaubstage dienen zum mentalen Abschluss des Alten, man lässt die Zeit in der alten Firma Revue passieren, erinnert sich an Positives und holt auch Negatives aus dem Gedächtnis hervor um zu überlegen, wie man es künftig besser machen kann. Es ist gut, wenn man im Frieden aus diesen Betrachtungen hervor gehen kann, wenn das schwer fällt, dann helfen manchmal Gespräche bei der Verarbeitung. Je sauberer der Abschluss des nun hinter einem liegenden Lebensabschnitt gelingt, umso besser ist es für den Start in den neuen. Unbelastet von Altlasten kann man besser zu neuen Ufern aufbrechen.
Erfolgt der Wechsel aus der Arbeitslosigkeit heraus, dann gilt ebenfalls das oben Gesagte oder zumindest der bewusste Umgang mit den letzten Tagen der Arbeitslosigkeit und der Auseinandersetzung mit den Folgen der Erwerbslosigkeit. Denn diese sind im Bezug auf den Selbstwert nicht zu unterschätzen. Es ist eine massive Kränkung, wenn man den Arbeitsplatz verliert, auch wenn man dieses Schicksal mit vielen Menschen teilt. Für die neue Stelle wäre es nun schädlich, wenn der alte Groll oder das Gefühl der Minderwertigkeit unreflektiert mitgenommen wird. Es ist schon die halbe Miete, wenn einem diese Negativgefühle bewusst sind, denn dann kann man sie auch bewusster steuern. Alles Unbewusste sucht sich ein Ventil, das häufig nur allzu störend auftaucht und ansonsten positive Eindrücke durchkreuzt. Gespräche können helfen, Sport, um wieder die eigenen Fähigkeiten zu spüren, Kurse an der Volkshochschule, etc. Also alles das, was einen in Kontakt mit anderen Menschen bringt, was Kopf und Körper herausfordert und dem Selbstwertverlust ein Gegengewicht entgegen setzt. Schließlich beschäftigt man sich schriftlich mit den Erfolgen der zurückliegenden Jahre – nicht nur der Erwerbszeit, sondern auch mit denen, die man während der Arbeitslosigkeit erzielte. Und die gibt es, es ist eine Frage des genauen Hinsehens. Darüber stabilisiert sich der Selbstwert oft und das schafft gute Voraussetzungen für die neue Stelle.
Dort angekommen sollte man nach dem Grundsatz des „weniger ist mehr“ vorgehen und nicht gleich das ganze Unternehmen verändern wollen, auch wenn man mit dem Blick von außen jede Menge veränderungswürdige Punkte bemerkt. In den ersten hundert Tagen sollten die Antennen auf Empfang stehen um alle Sitten und Gebräuche, Regeln und Normen zu erkunden, sonst kann man leider trotz qualitativ hochwertiger Arbeit alles falsch machen. Deshalb bitte äußerste Zurückhaltung bei dem Satz: „In meiner alten Firma…“
Ein besonderer Hinweis: Bitte den Einstand erst nach der Probezeit feiern und sich vorher erkundigen, ob in diesem Unternehmen ein Glas Prosecco zum Anstoßen erlaubt ist. Sonst kann es unangenehmeres als eine Katerstimmung geben.