Geschäftsdisziplin
Es sollte selbstverständlich sein, dass in allen geschäftlichen Kommunikationszusammenhängen Sorgfalt an den Tag gelegt wird und auf Zeitökonomie Wert gelegt wird. Zum Telefonhörer wird dann nur gegriffen, wenn man das Gespräch schriftlich oder gedanklich klar nach Grund des Anrufes, Ziel, Methode und Schlussvereinbarung gegliedert hat, Sitzungen sind mit Tagesordnung, zur Verfügung stehender Zeit und Abschottung gegen Störungen vorbereitet und Briefe und eMails werden freundlich aber sachlich und klar zielorientiert abgefasst. Leider ist das nur graue Theorie und der Arbeitsalltag mit seinen „menschelnden“ Anteilen sieht oft anders aus.
So kostet es unnötig die knappe Zeit des Angerufenen, wenn der Anrufer das Gespräch durch seine Sekretärin vermitteln lässt. Minuten verstreichen, bis man den eigentlichen Gesprächspartner am Ohr hat und hört, welches Anliegen dieser hat. Dafür gibt es keinen sachlichen Grund, es dient nur der zur Schau Stellung der eigenen Wichtigkeit und stellt die Frage in den Raum, ob die Sekretärin nicht so von wichtigerer Arbeit abgehalten wird oder gar aus Mangel an Arbeit beschäftigt werden muss – beides spricht nicht für die Professionalität des Anrufenden.
Ärgerlich sind ebenfalls Sitzungen, bei denen die Teilnehmenden zunächst durch langatmiges Ausführen von mehr oder – meistens – weniger wichtigen Gedankengängen die Geduld und die Zeit der übrigen Anwesenden strapazieren. Der Sinn dieser Monologe ist meistens einfach zu durchschauen, es geht um die Festlegung der Rangordnung. Und dabei wird leider Quantität mit Qualität verwechselt. Nicht die Länge der Ausführungen und die Menge der verwendeten Worte gibt eine Aussage über den beruflichen Status sondern die Fundiertheit kündet von Kompetenz. Und dafür braucht man meist nicht so schrecklich viele Sätze. Wenn die Sitzungsleitung nicht professionell vorgeht und an strategisch wichtigen Stellen die Selbstdarstellung unterbricht um das Gespräch in konstruktive Bahnen zu lenken, so dauert diese erste Phase über Gebühr lange. Ihr Ende ist an einem zufriedenen Zurücklehnen der nervigsten „Quasselstrippe“ zu erkennen. Jetzt erst lohnt sich eigentlich erst der Auftritt für Kompetenz.
Sollte es zwei miteinander konkurrierende Gruppen in einer solchen Sitzung geben, so ist folgende Disziplinlosigkeit leider oft zu beobachten: Kompetente Sachäußerungen der Gegenseite werden torpediert, indem mehrere Personen während der Rede des Gegenübers miteinander tuscheln. Das Ziel dabei soll die Verunsicherung des Sprechenden sein, er oder sie soll zu spüren bekommen, dass die Rangordnung eine andere ist, denn „Rangniederen“ hört man nicht zu. Diese Methode ist allerdings ein alter Hut und zeigt heutzutage nur, dass die Tuschelnden ungezogen sind und sich nicht gerade durch Fachkompetenz auszeichnen, sonst würden sie sich Wichtiges nicht ohne Not entgehen lassen. Man lernt nie aus und gerade Konkurrenten haben etwas zu sagen, wovon man nur klüger werden kann.
Ein besonderer Hinweis: Taktische Spielchen solcher Art sind das Gegenteil von Respekt und Anstand. Menschen, ihre Ansichten und ihre Zeit werden nicht für leeres Machtgehabe missbraucht!