Umgang mit Kritik – Teil 4

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Umgang mit Kritik – Teil 4

In den vorangegangenen Artikeln wurden Strategien besprochen, die relativ leicht anwendbar sind und so einen wendigeren, das Gesicht wahrenden Umgang mit Kritik ermöglichen. Dabei wurde stillschweigend davon ausgegangen, dass die Kritik berechtigt war, auch wenn der Ton oder die Art der Kritik unangemessen ausfiel.

Nun gibt es aber auch Kritik, die nicht das Ziel verfolgt, die Qualität der Arbeit zu sichern oder zu verbessern, sondern unangenehmere, herzlich wenig mit Professionalität zu tun habende Gründe aufweist. Hier geht es dem Kritiker einzig und allein darum, Druck auszuüben oder weiter zu geben, eigene Machtbedürfnisse zu befriedigen  und – am Ende – unliebsame Mitarbeitende los zu werden. Besonders häufig ist ein solches Verhalten bei „schwachen“ Chefs zu beobachten. Anstatt Professionalität im Bezug auf Fachlichkeit und Personalführung an den Tag zu legen wird die eigene Unzulänglichkeit hinter einem überspitzt kontrollierenden und kritisierenden Verhalten versteckt. „Schaut her, ich bin gut! Wenn nur die anderen nicht wären!“ könnte in unsichtbaren Lettern auf der Bürotür geschrieben stehen. Findet sich dieses Verhalten bei Angehörigen des mittleren Managements, so ist die Führungsspitze des Unternehmens gut beraten, wenn sie sich Gedanken über den eigenen Führungsstil macht, denn „der Fisch stinkt am Kopf“: Der Raum oder das Klima für derlei geschäftsschädigendes, weil demotivierendes Verhalten entsteht durch ein so genanntes Führungsvakuum. Ein Vakuum will gefüllt werden und wenn das nicht auf sinnvolle und angemessene Art und Weise geschieht, dann öffnet sich ein Raum für Menschen, die sich und ihre Unzulänglichkeit an Untergebenen abreagieren wollen.

Wie ist dem zu begegnen? Zunächst einmal durch die Erkenntnis, dass nicht die Kritisierten die Ursache des Übels sind, sondern deren unfähige Vorgesetzten. Denn Fehler passieren nun einmal, das ist leider so. Man kann also, wenn man das will, immer Kritikpunkte finden. Je mehr man dann (falsch) kritisiert, umso mehr Fehler werden gemacht und umso gestärkter sind diese Vorgesetzten in ihrer Meinung, von lauter Unfähigen umgeben zu sein. Sie werden aber erst unfähig durch die permanente, unsachgemäße Kritik, die Angst erzeugt und Angst lässt Fehler verstärkt geschehen. Die von solcher Art Kritik Betroffenen sollten lernen, ihren Vorgesetzten Grenzen zu setzen. Das geschieht auf höfliche, aber feste und konsequente Art und Weise. „Ich sehe, dass Sie im Moment erregt sind. Wir sollten morgen darüber reden, dann hat das Gespräch für uns beide mehr Sinn.“ Könnte ein möglicher Weg sein, bei eklatanten Missgriffen im Ton: „Würden Sie das bitte wiederholen? Ich möchte mir nur eine Aktennotiz dazu machen.“ ein anderer. Sollten diese Vorschläge keinen Erfolg zeitigen, dann ist es angebracht, sich von der nächst höheren Hierarchiestufe Unterstützung zu holen. Der direkte Chef wird hiervon aber – falls die Atmosphäre dafür nicht bereits zu vergiftet ist – in Kenntnis gesetzt. Offene Strategien sind allemal besser als verdeckte, geben sie dem Gegenüber doch die Gelegenheit, sich zu ändern. Denn an der Hoffnung, dass auch dieser Vorgesetzte sich ändern kann sollte man in angemessenem Umfang festhalten, und wenn es nur der eigenen Motivation dient, solchen Menschen immer wieder Grenzen entgegen zu setzen.

Ein besonderer Hinweis: Gemäß dem Motto „Wehret den Anfängen“ verbittet man sich höflich aber bestimmt bereits kleine Respektlosigkeiten. Massive Übergriffe kündigen sich nämlich immer schrittweise an.

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