War das schon alles?
Die Anfangszeit im neuen Unternehmen liegt lange zurück, die Probezeit wurde bestanden und der Alltag hat sich längst eingeschlichen. Berufliche Herausforderungen sind selten geworden, da alles schon einmal da war, jeder Gedanke schon gedacht wurde und die Kreativität und Innovationsfreude hat sich aus Mangel an Gelegenheit in schattige Winkel zurückgezogen. Es fehlt der frische Wind, der wieder Schwung in den Erwerbsalltag bringt und zu persönlichen Höchstleistungen anspornt. Schlich sich früher Langeweile ein, dann begann man den Marktwert zu testen und sich auf dem Arbeitsmarkt umzusehen. Ein Stellenwechsel nach drei Jahren tat der Karriere gut und sorgte für neue Anregungen. Leider ist im Moment die Arbeitsmarktsituation nicht unbedingt für solche Bewegungen geeignet und man sollte sich anderweitig um neue Herausforderungen bemühen.
Wie kann das aussehen? Welche Möglichkeiten gibt es dazu? Im Privaten kann diese Funktion ein neues Hobby übernehmen oder das längst überfällige Aufraffen in Richtung Fitnessstudio. Im Beruf ist das Mittel der Wahl eine Fort- oder Weiterbildung. Große Unternehmen bieten eigene Fortbildungsveranstaltungen an, die auf den firmeninternen Bedarf zugeschnitten sind. Sie haben den Vorteil der Bedarfsnähe, sie werden vom Unternehmen finanziert und die Freistellung ist relativ einfach zu erlangen. Der Nachteil ist, dass man weiterhin in Unternehmenszusammenhängen bleibt und das Lernen nicht durch das so genannte Moratorium unterstützt wird. Mit Moratorium wird in diesem Zusammenhang das befristete Verlassen des Gewohnten zugunsten einer Lernzeit in ungewohnter Umgebung/Lernorten gemeint. Das Verlassen des gewohnten Zusammenhangs erlaubt es, andere Seiten der Persönlichkeit zuzulassen und sich neu zu erleben. Dieses Öffnen erleichtert und vertieft das Lernen – und zwar unabhängig vom Gegenstand des Gelernten. Menschen, die sich völlig vom gewohnten Umgang unterscheiden, Orte, die fernab des Alltags liegen, Inhalte, die durch ihre Abweichung vom Alltag den Blick weiten und Unterrichtsmethoden, die vom Gewohnten abweichen, gewährleisten einen hohen Nutzwert der Lernaktivitäten. Das müssen nun nicht völlig exotische Angebote sein, schon kleine Änderungen, wie zum Beispiel ein Bildungsurlaub in fremder Umgebung mit innovativen Ansätzen kann diese Funktion erfüllen. Ebenfalls sehr sinnvoll unter den genannten Gesichtspunkten und qualitativ hochwertig ist der Gasthörerstatus an einer Fachhochschule oder einer Uni. Auch Personen ohne Abitur können diesen kostengünstigen und effektiven Lernweg beschreiten. Auf diesen Personenkreis haben sich die Fachhochschulen neben dem Angebot der Gasthörerschaft auch durch spezielle Studiengänge eingestellt. So kann man berufsbegleitend ohne Abitur oder Fachhochschulreife an der Fachhochschule Darmstadt unter mindestens zwei Studiengängen wählen. Ebenfalls wenig bekannt ist die Möglichkeit für Erwachsene, die Zulassung zu einem regulären Fachhochschulstudium durch eine externe Prüfung zu erlangen. Übrigens fallen auch Familienfrauen unter diese Regelung! Die Fachhochschulen geben darüber Auskunft.
Auf jeden Fall lohnt es sich, mit dem Unternehmen über Fortbildungspläne zu reden. Mitarbeiter-, bzw. Personalgespräche sind dafür der richtige Ort. Viele Unternehmen fördern die Weiterbildungsaktivitäten ihrer Mitarbeiter, sehen sie doch den hohen Nutzen, den sie durch die neuen Fähigkeiten und die neue Motivation ihrer Beschäftigten haben. Wenn das in einzelnen Firmen nicht der Fall ist, dann bleibt immer noch die Freizeit und es lohnt sich in mehrfacher Hinsicht, diese auch dafür zu nutzen.
Ein besonderer Hinweis: Die Arbeitsmarktsituation wird sich irgendwann zum besseren wenden. Dann kann man sich mit den neu erworbenen Fähigkeiten wieder nach neuen Ufern umsehen.