Kritik annehmen – Teil 1

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Kritik annehmen – Teil 1

Es wird viel darüber geschrieben, wie man Kritik ausspricht, ohne andere zu verletzen, oder wie Kritik angebracht werden sollte, damit sie einen positiven Prozess einläutet, der zur Qualitätsverbesserung der Arbeit führt. Grundlage aller dieser Ausführungen ist es, dem Kritisierten zu ermöglichen, dass er oder sie das Gesicht wahren kann und nicht aus Verletztheit in eine Selbstwertkrise fällt.

Leider haben diese Thesen wohl noch nicht alle Vorgesetzten erreicht, so dass es in der  täglichen Praxis immer wieder zu der Frage kommt, wie man mit empfangener Kritik umgehen kann, ohne dass das Selbstbewusstsein auf schmerzliche Art und Weise darunter leidet. Auf der einen Seite ist das immer auch ein Problem, das individuell betrachtet werden muss, andererseits gibt es aber auch hilfreiche Punkte, die man beachten kann und die bereits eine Erleichterung bringen.

Grundlegend wichtig dazu ist die Anerkennung der Tatsache, dass eine Kritik immer nur einen Teilbereich der Person meint – eine Handlung, eine Fähigkeit oder eben die Abwesenheit derselben. Egal, wie fies („Sie Niete!“), wie verallgemeinernd („Sie haben noch nie etwas Anständiges zuwege gebracht!“) oder wie kontraproduktiv („Mit Ihnen rede ich kein Wort mehr!“) sie auch ausfallen mag. Aber auch weniger drastische, durchaus wohlwollend gemeinte Kritik wie: „Der Anfang war gut, leider haben Sie danach das Thema doch nicht richtig auf den Punkt gebracht!“, kann je nach Tagesform kränken, vor allem dann, wenn man sich stark mit der Arbeit, mit dieser speziellen Leistung identifiziert hat. Auch hier hilft es, Distanz zu nehmen und die Dinge „von außen“ zu betrachten – es geht nur um eine Leistung, ein Produkt, nicht um ein grundlegendes Versagen oder eine generelle Ablehnung der Person.

Kritik gehört zum Leben, insbesondere zum Arbeitsleben dazu, wie die Nacht zum Tag, man kann sie also nicht umgehen, auch nicht mit der größten Perfektionierung. Diese beiden Aspekte, 1. Kritik meint nur einen Teilbereich der Gesamtperson, und 2. die Erkenntnis, dass sie sich nun einmal nicht vermeiden lässt, sollte in einen kurzen Satz „eingedampft“ werden, der immer dann zu Hilfe genommen werden kann, wenn er benötigt wird. Das kann der schöne Ausspruch aus dem Film Forrest Gump: „Shit happens“  (sehr frei übersetzt mit: „Schlechtes passiert manchmal“) sein, oder „ich bestehe aus mehr als diesem Fehler“ oder „Ich stehe zu mir“. Je persönlicher der Satz ist, umso besser wirkt er. Manchen Menschen hilft es auch, sich in Gedanken eine unsichtbare Barriere vorzustellen, an der die Kritik erstmal abprallt, um dann Häppchenweise betrachtet werden zu können.

Ein besonderer Hinweis: Die Personen, die die Kritik aussprechen, sind auch nur Menschen, das heißt, sie sind keineswegs unfehlbar. Etwas, was in deren Augen kritikwürdig ist, kann in einem anderen Zusammenhang durchaus als erwünscht gewürdigt werden. Sie gewinnen erst Macht über das Selbstwertgefühl der Kritisierten, wenn man ihnen diese Macht auch zuspricht.

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