Praktikum
Ein Praktikum in einem Betrieb zu machen ist für alle anzuraten, die Orientierung bei der Berufswahl und Praxiskenntnisse neben der Theorie suchen. In vielen Studiengängen und Qualifizierungslehrgängen ist ein Praktikum Pflicht, Schulpraktika sind gängige Praxis geworden und für Quereinsteigerinnen, bzw. Wiedereinsteiger ist es eine gute Möglichkeit, die Berufswünsche an der Realität zu überprüfen und wertvolle Rückmeldungen über Einstiegsmöglichkeiten von Insidern zu erhalten.
Doch auch bei einem Praktikum und damit einer unbezahlten, bzw. minder bezahlten Tätigkeit gibt es Regeln, die besser beachtet werden um unliebsame Pannen zu vermeiden. Die Praktikantinnen und Praktikanten kommen aus ihrem gewohnten Umfeld in den Betrieb und sind oft zum ersten Mal mit der Erwerbswelt konfrontiert. Viele verstehen das als Startschuss und glauben, es werde sofort voller Einsatz von ihnen erwartet. Das ist nicht der Fall, sie sind schließlich da um zu lernen, um auszuprobieren, ob die Tätigkeit ihren Neigungen und Fähigkeiten entspricht und um neue Erfahrungen zu machen. Das heißt dann, dass zunächst weniger mehr ist, und sie selbst, aber auch das Unternehmen haben mittelfristig den höchsten Nutzen aus dem Praktikum, wenn genau beobachtet und gefragt wird, um sich in das Neue hinein zu finden. Aufgeschlossene, interessierte Praktikantinnen und Praktikanten sind allemal beliebter als solche, die in blinden Aktivismus ausbrechen und damit den Alltagsablauf eher stören würden. Es geht nicht darum, die Arbeitswelt zu revolutionieren, es geht vielmehr darum, sie kennen zu lernen.
Seitens der Unternehmen sollte man sich ebenfalls grundsätzliche Gedanken zum Umgang mit Praktikanten gemacht haben, bevor man einen Platz anbietet. Dazu gehört, dass man sich bewusst macht, dass diese Personen aus ihrem gewohnten Umfeld kommen, und die dafür angemessenen Schlüsselqualifikationen und Verhaltensweisen bis hin zum Outfit mitbringen und sich erst allmählich auf das Neue einstellen müssen. So kann man von Studierenden nicht erwarten, dass sie im Unternehmen prompt anders arbeiten als im Studium und Familienfrauen werden große Mühe damit haben, nicht im gewohnten flotten Arbeitstempo sofort und überall Arbeit zusammen zu suchen. Eine fundierte, geduldige Praxisanleitung, die feste Zeiten zur Reflexion zwischen Anleiterin und Praktikant vorsieht, die Zielvereinbarungen und Förderinstrumentarien bereit hält, zahlt sich für das Unternehmen aus, weil so gewährleistet ist, dass die jeweilige Praktikantin ihr von außen mitgebrachtes Wissen, ihre Fähigkeiten und Kenntnisse schnell und effektiv zum Nutzen der Firma einsetzen kann. Studierende können „frisches“ Theoriewissen einbringen, Praktikanten aus anderen Berufsfeldern (dazu gehört selbstredend die Familienfrau) haben mit ihrer Sicht von außen einen unverstellten Blick auf die Arbeitsabläufe und können wertvolle Anregungen geben.
Ein besonderer Hinweis: Das sollte Grund genug sein, in Zukunft Praktikantinnen und Praktikanten anders einzusetzen, als sie stundenlang kopieren oder Kaffee kochen zu lassen. Auch kostenfrei Mitarbeitende bringen Wissen mit, das man nicht ungenutzt lassen sollte.