So nimmt man Argumente an – Teil 2

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So nimmt man Argumente an – Teil 2

Interesse an anderen zeigen, heißt, sie um ihre Meinung zu bitten, sie nach bestimmten Dingen zu fragen und ihnen interessiert zu zuhören. Diese Haltung ermöglicht es, wichtige Informationen aufzunehmen und entscheiden zu können, welche Argumente man annimmt und welche beiseite gelegt werden können. Es gibt eine hübsche Anekdote, die Dale Carnegie zugeschrieben wird: Er war zu einem großen Essen eingeladen  und sein Tischnachbar war ein prominenter Wissenschaftler, von dessen Fachgebiet Carnegie leider keine Ahnung hatte. So beschränkte er sich darauf, seinem Gegenüber Fragen zu stellen und ihm aufmerksam zu zuhören. Am Ende des Abends bedankte der Wissenschaftler sich begeistert bei den Gastgebern für den anregenden Gesprächspartner, er habe sich selten so gut unterhalten und ein so interessantes und intelligentes Gegenüber gehabt.

Die Geschichte zeigt, dass es noch immer ein wichtiger Aspekt für Sympathie ist, dass Interesse an anderen Menschen gezeigt wird. Und Sympathie ist der Ausgangspunkt für funktionierende Beziehungen zu Menschen – auch und gerade im Erwerbsleben. Einem Menschen, der einem sympathisch ist, gibt man leichter Informationen weiter als einem, um den man am liebsten einen Bogen macht. Und Informationen zu haben ist nun einmal zentral wichtig. Zu viel Reibungsverlust entsteht im täglichen Arbeitsleben, das bei einem funktionierenden Informationsfluss vermeidbar gewesen wäre. Ein Grund dafür ist  sicherlich, dass man nicht mehr mit dem Unerwarteten rechnet. Nur allzu leicht erlahmt das Interesse an Menschen, die man gut zu kennen glaubt. Man glaubt, dass man die Partnerin, den Freund, die Eltern oder eben die Kolleginnen und Kollegen durch und durch kennt. So gut, dass man den Satz beenden könnte, den sie gerade angefangen haben. Das wäre aber schade, denn das vermeintliche Kennen des Anderen macht noch lange nicht dessen ganze Person aus. Kann man sich wirklich vorstellen, wie diese Person reagieren würde, wenn sie in eine Extremsituation geriete, im Lotto gewinnt, in Seenot gerät – na, reicht die Fantasie da noch aus?! Wahrscheinlich kommt man zwar so bald nicht in die Situation, das an der Realität überprüfen zu müssen, aber man kann ja schon mal die  Probe aufs Exempel machen und damit beginnen, genau hin zu hören, was dieser Mensch wirklich zu sagen hat. Wie kann das gehen?

Der „kontrollierte Dialog“ ist dazu das Mittel der Wahl. Diese Methode erfordert ein bisschen Übung, aber dann lohnt sich die Mühe bestimmt. Zum Trainieren übt man mit einem Partner ein fiktives Gespräch, zum Beispiel über das Für und Wider zum Verzehr von Fleisch. Eine Teilnehmerin übernimmt den Part des „Für“, der andere den des „Wider“, die Rollen werden vorher festgelegt. Partnerin „Für“ beginnt mit ihrem Statement und bringt drei Argumente aus ihrer Sicht. Partner „Wider“ wiederholt diese Argumente mit den eigenen Worten, fragt, ob er den Inhalt des Gesagten so richtig wieder gegeben hat und fügt dann seine eigenen Argumente des „Wider“ an. Nun wiederholt Partnerin „Für“ die Argumente der Gegenseite, lässt sich die Richtigkeit bestätigen und wird gegebenenfalls korrigiert, um dann mit ihren Argumenten fort zu fahren. Irgendwann im Verlauf des Gesprächs gibt es den „Aha-Effekt“, einer der beiden kommt zu einem neuen Verständnis, zu einer neuen Sicht auf das Gegenüber und seine Meinung. Das heißt allerdings nicht, dass die eigene Position aufgegeben werden muss, es bedeutet nur, dass endlich die Sichtweise des Anderen verstanden wird. Denn jeder hat ein Recht auf seine Sichtweise, erst diese Akzeptanz kann, wenn gewünscht, zu einer Veränderung führen.

Man braucht sich übrigens nicht zu scheuen, in eigenen Worten das Gesagte zu wiederholen, denn das kommt nicht als Karikatur an sondern als Interesse. Es ist auch kein Problem, wenn man den Inhalt nicht korrekt wider gibt, es zwingt das Gegenüber dann vielmehr, nochmals genauer zu überlegen und zu formulieren – die Gedanken zu präzisieren. Durch das Wiederholen stellt man sicher, dass man genau verstanden wurde und sich nicht die Fallstricke der Kommunikation einschleichen. Wie gesagt, es kostet etwas Mühe, sich in diese Methode hineinzufinden, aber der Nutzen rechtfertigt das sicherlich. Man sollte sich nur vor Augen führen, wie viel Zeit durch zuwenig oder falsche Kommunikation verplempert wird.

Ein besonderer Hinweis: Die Wechselwirkung des kontrollierten Dialogs ist nicht zu verachten, denn was denken wohl die anderen von einem selbst? „Den kenne ich doch durch und durch, warum sollte ich dem noch zuhören?“

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