Väter und Beruf und Kinder

Wir entwickeln Spitzenkräfte!

Väter und Beruf und Kinder

Unsere Erwerbsgesellschaft geht immer noch von der vermeintlichen Normalität der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung aus: die Mutter hat entweder keinen oder einen Teilzeitjob und erzieht ansonsten die Kinder, der Vater arbeitet Vollzeit und ist der Familienernährer, höchstens in seiner – knappen – Freizeit spielt er mit den Kindern. Ein Rollentausch kommt nur als Sonderfall vor und führt leicht zu Ausgrenzungen. Wie jede starre Rollenfestlegung aber, so tut auch das traditionelle Familienfrauenmodell niemandem gut, denn die Mütter sind bei einer Trennung/Scheidung von Armut bedroht, die Väter sind durch die alleinige Last der materiellen Existenzsicherung der Familie überfordert und die Kinder werden in ihrer gesunden Entwicklung behindert, weil sie kein realistisches Bild des männlichen Geschlechts erhalten (Die vaterlose Gesellschaft, Margarete und Alexander Mitscherlich).

Mit dem Aufkommen des Elterngeldes hat sich zwar zum Glück etwas geändert, die Zahl der Väter, die Erziehungszeit in Anspruch nehmen, hat sich verdoppelt, liegt aber immer noch bei unter 10% – für eine gesunde Entwicklung von Mädchen und Jungs ist das zu wenig. Um dem entgegen zu wirken muss sich mehr (Vater-)Zeit für Kinder auch in einen normalen Arbeitsalltag integrieren lassen, Arbeitszeitkonten und flexibel gestaltbare Arbeitszeit sind ein guter Schritt in die richtige Richtung. Wir brauchen uns aber trotzdem nichts vorzumachen, Vorgesetzte nehmen das Ansinnen von Vätern auf mehr Zeit für ihre Kinder selten positiv auf. Das können Sie jedoch, wenn auch in Maßen, positiv beeinflussen: In meiner Praxis finden sich immer mehr Klienten, die Vaterzeit sogar als Karriereschritt  nutzen. Wie kann auch Ihnen das gelingen?

Schritt 1. Indem Sie sich den geldwerten Firmennutzen der Familienarbeit klar machen, denn dann können Sie das gegenüber Ihrem Chef oder in einer Bewerbung auch gut formulieren. Durch die Familienarbeit erwerben oder vertiefen Sie bestimmte Kompetenzen, die ansonsten mühsam in (teuren) Seminaren gelernt werden müssen, z.B. Soziale Kompetenzen wie Einfühlungsvermögen, Geduld, Toleranz, Mitgefühl, etc. Oder Führungskompetenzen, wie Stärken bei anderen erkennen und fördern, zielgerichtetes konsequentes Handeln, Multitasking, gruppenbezogenes Denken, Planung, Koordination, Kontrolle, komplexes Problemlösungsverhalten, Konflikt- und Kommunikationsfähigkeit, um nur einiges zu nennen. Das geht jedoch nur, wenn Sie als Vater die gesamte Abwicklung der Familienarbeit in dem von Ihnen verantworteten Zeitraum übernehmen. Solange Sie noch den Hauch der Vorstellung haben, Sie würden Ihrer Frau „helfen“, klappt das nicht, weil Sie sich im Grund als Zuarbeiter verstehen. Dann machen Sie sich zum Befehlsempfänger und nehmen sich damit eine unschätzbare Qualifizierungsmöglichkeit.

Nun kommen wir zu Schritt zwei: Wenn Sie im ersten Schritt Klarheit über Ihren Kompetenzzuwachs gewonnen haben, dann können Sie ihn auch entsprechend als Firmennutzen Ihrem Vorgesetzten darstellen. Ferner klären Sie, wann Sie oder Ihre Frau für die Kinder und den Haushalt zuständig sind, und schlagen Sie Ihrem Chef dann einen klaren, überschaubaren Zeitrahmen vor, z.B. „Ich will meine Arbeitszeit so organisieren, dass ich an einem Vormittag und einem Nachmittag in der Woche die Kinderbetreuung übernehme – ideal wäre für mich der Mittwochvormittag und der Donnerstagnachmittag. Zur Kompensation stehen mir die restlichen Tage zur Verfügung, dann kann ich früher kommen und später gehen“. Damit ist eine konkrete Aussage getroffen und Ihr Chef kann eine Lösung finden. Außerdem bildet diese Klarheit für Sie ein Gerüst, denn es ist nicht leicht, diese Entscheidung durchzuhalten: Sie wurden als Mann für das Geldverdienen erzogen, nicht für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie; und alles, ob Schule, Kindertagesstätten und ihre Öffnungszeiten, Einkaufsmöglichkeiten bis hin zu Arztterminen ist immer noch viel zu stark auf das Hausfrauenmodell hin ausgerichtet. Das alles macht es für Väter nicht leicht, den Entschluss durchzuhalten, denn innere und äußere Widerstände reichen sich die Hand.

Aber glauben Sie mir, jede Anstrengung, Selbstdisziplin und jeder (vermeintliche) Karriereknick lohnen sich, denn Sie werden starke Kinder mit guten Perspektiven haben und daneben handfeste beruflich verwertbare Kompetenzen erwerben – neben einer nicht zu unterschätzenden Persönlichkeitsentwicklung!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert