Wie sieht eine Bewerbungsmappe aus? – Teil 3
Eine Bewerbungsmappe und deren Inhalt soll so individuell sein wie ein Fingerabdruck oder eine Unterschrift und so unverwechselbar wie die gesamte Person. Das ist leichter gesagt als getan und enthält auch nur einen Teil der Wahrheit. Denn eine schriftliche Bewerbung unterliegt nun einmal bestimmten, oft standardisierten Kriterien. Und im Eifer, auch wirklich eine aussagekräftige und unverwechselbare schriftliche Bewerbung abzugeben, schießtman leicht über das Ziel hinaus. Dieses Ziel ist in jedem Fall das Unternehmen, und das sollte mit seinen Wünschen im Zentrum der Bewerbung stehen. Dazu versetzt man sich in die Situation der Personalverantwortlichen und versucht dabei zu sehen, welchen Nutzen das Unternehmen aus der Zusammenarbeit ziehen will.
Dieser Nutzen lautet dann auch konsequent betrachtet von Anbeginn an: Zeitgewinn. Möglichst viele Informationen müssen also auf einen Blick erkennbar sein, Dr. Claus-Dieter Knöchel, Leiter des Personalmarketing von Merck KGaA schätzt, dass der Zeitaufwand beim ersten Durchsehen einer Bewerbung maximal eine halbe Minute betragen kann. Diese Einschätzung bezieht sich auf die erste Prüfung eines Anschreibens, das für das geübte Auge der Personalverantwortlichen bereits zentrale Informationen über die Bewerbenden enthält: wurde beispielsweise die korrekte Anschrift des Unternehmens genannt (keinesfalls eine Selbstverständlichkeit!), wurde die Ansprechpartnerin/-partner namentlich angeschrieben und liegt eine fehlerlose Rechtschreibung vor? Wird dann auch noch deutlich, dass die Stellensuchenden sich mit dem Unternehmen auseinander gesetzt haben und etwas Fundiertes dazu zu sagen haben, dann ist die Chance auf eine genauere Durchsicht groß. Wenn an dieser Stelle die Sorgfalt und Korrektheit vermisst wird, dann liegt der Schluss nah, dass lediglich nach dem „Gießkannenprinzip“ eine Bewerbung weggeschickt wurde und das ist ein Ausschlusskriterium.
Irene Ball, eine Mitarbeiterin von Herrn Dr. Knöchel, zu deren Aufgabengebiet die Aufbereitung der Bewerbungsunterlagen für das eigentliche Bewerbungsverfahren gehört, macht darauf aufmerksam, dass es für sie einen erheblichen Mehraufwand bedeutet, wenn sie mühsam Unterlagen aus einer gehefteten Bewerbungsmappe lösen muss um sie einzuscannen. Merck bittet auf seiner Internetseite darum, die Bewerbungsunterlagen lose in eine Prospekthülle zu legen, damit deren Kopieren und Scannen ohne Zeitverlust erfolgen kann. Umso mehr wundert sich Frau Ball, dass offenbar wenige Menschen diesen Wunsch tatsächlich ernst nehmen und befolgen.
Zum Themenkreis „Ernstnehmen des Unternehmens“ gehört auch, dass große Firmen häufig um Online-Bewerbungen bitten. Dieses Verfahren spart dem Unternehmen Zeit und den Bewerbenden Geld, es ist ein einfaches, gut erklärtes Verfahren, das die Unternehmen als Service Interessierten zur Verfügung stellen.
Sicher ist ein Argument gegen Online-Bewerbungen, dass die Individualität zu kurz kommt, die mit einer Mappe eher gewährleistet zu sein scheint. Claudia Kleinheidt, ebenfalls Personalabteilung Merck, weist jedoch darauf hin, dass auch hier um ein Anschreiben gebeten wird, dass Fragen zu Person und deren Unverwechselbarkeit zu beantworten sind und dass Fragen zum Unternehmen gestellt werden können – ein wichtiges Beurteilungsinstrument für die Bewerbung. Dr. Knöchel: „Es gibt auch Stellen, die nicht online-fähig sind.“ aber das sind verschwindend wenige, das Gros der Bewerbenden sollte, wenn das Unternehmen die Möglichkeit anbietet, diese Form wählen.
Ein besonderer Hinweis: Stellensuchende verkaufen dem Unternehmen ihre Arbeitskraft. Das Unternehmen braucht zu seiner Existenz diese Arbeitskraft, keiner kann also ohne den anderen existieren. Deshalb ist es nur wünschenswert, wenn der Weg zueinander so kurz wie möglich gehalten werden kann.