Worüber soll man bloß reden?
Schwellenängste bei Smalltalkgelegenheiten kommen oft aus den Fragen „Wie finde ich nur einen gelungenen Gesprächseinstieg?“ und „Über was soll ich bloß reden?“. Es sieht zunächst einmal kompliziert aus, mit wildfremden Menschen ein gemeinsames Thema zu finden, das tragfähig genug ist, um wenigstens für eine gewisse Zeit interessanten Gesprächsstoff zu liefern und genug Stichworte für ein Gespächspingpong bereit zu stellen, damit sich alle angeregt beteiligen können und die Unterhaltung keine zähe Angelegenheit wird, bei der Gesprächspausen sich peinlich in die Länge ziehen und das unterdrückte Gähnen die Mundwinkel schmerzen lässt.
Auch wenn es erst einmal nicht so aussieht, so gibt es doch Gemeinsamkeiten, die alle Menschen teilen – nicht immer im gleichen Ausmaß und in der gleichen Verteilung, aber grundsätzlich schon. Es sind fünf Bedürfnisebenen, die aufeinander aufbauen und deren Befriedigung den Übergang zur nächsten Ebene erlauben:
- Überleben/Grundbedürfnisse wie Essen, Trinken, ein Dach über dem Kopf.
- Sicherheit/Schutzbedürfnis.
- Zugehörigkeit zu einer Gruppe/Gemeinsamkeit mit anderen.
- Anerkennung und
- Selbstverwirklichung.
Aus diesen Sparten und diesem Aufbau wählt man Themen aus und schon ist ein guter Anfang gemacht. Zum Beispiel kann man das Gespräch eröffnen, indem man – bitte immer positiv! – auf die angebotenen Speisen und Getränke eingeht. Dann erfolgt eine Überleitung zur Sicherheit, indem die Situation auf der Straße, auf dem Hinweg angesprochen wird. Hat darüber genug Austausch statt gefunden, dann kommt Punkt drei ins Spiel, die Gemeinsamkeit. Hier bieten sich Themen wie Hobbies oder Urlaube an, an die beispielsweise die Gestaltung des Außengeländes oder Einrichtungsgegenstände des Veranstaltungsortes erinnern. Anerkennung drückt man durch ein – ehrliches! – Lob oder Kompliment aus. Es sollte weise dosiert sein und die nötige Distanz zum Gegenüber wahren, aber dann ist es ein effektives Mittel zum Auftauen auch unterkühlter Gesprächssituationen.
Die letzte Bedürfnisebene, das Bedürfnis nach Selbstverwirklichung, erfordert in der Ansprache am meisten Fingerspitzengefühl, dankt es aber mit ergiebigen Gesprächen. Als was präsentiert sich das Gegenüber? Was signalisiert er oder sie durch die Kleidung, die Körperhaltung, das gesamte Erscheinungsbild? Hier hat die Frage nach dem Beruf (selbstverständlich erstreckt sich Beruf auch auf die Mutterrolle und die Familientätigkeit), der Position und dem, was daran fasziniert, seinen Ort.
Smalltalk im geschäftlichen Rahmen soll dazu dienen, Geschäftsbeziehungen zu gestalten, zu festigen und auszudehnen. Warum soll es nicht darüber gehen, dass die betroffenen Menschen sich wohl fühlen? Und Menschen fühlen sich dann wohl. Wenn sie in ihrer Individualität und mit ihren Bedürfnissen gesehen werden. Das geschieht, wenn in der oben beschriebenen Weise auf die Bedürfnisse in unterhaltsamer und angenehmer Art eingegangen wird. Idealerweise haben dann alle Beteiligten einen netten Abend miteinander verbracht und behalten sich als sympathische und anregende Menschen in Erinnerung.
Ein besonderer Hinweis: Es kann durchaus passieren, dass man bei der beschriebenen Vorgehensweise abendfüllende Gespräche angestoßen hat – dann gibt es nur noch das Problem, wie sie zu gegebener Zeit zu beenden sind. Und das kann ganz schön schwierig werden!