Toleranz

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Toleranz

Soziale Komptenz“ wird in Unternehmen oft mit den sogenannten „soft skills“ übersetzt, der Begriff der sozialen Kompetenz ist aber umfassender und umgreift zum Beispiel auch die Fähigkeit zur Toleranz. Mit Toleranz ist gemeint, daß man generell jegliche Form des Andersseins oder Andershandelns unangetastet bestehen lassen kann. Erst wenn ein gewisses Maß, die Toleranz-Schwelle, überschritten ist, kommt es zu einer Reaktion. Dort, wo gar keine Abweichung erlaubt ist, herrscht Intoleranz.

Nun liegt in diesem Begriff ein Paradoxon, denn wer Intoleranz toleriert, ist sowohl tolerant als auch intolerant. Was widerum bedeutet, daß es eine Begrenzung der Toleranz geben muß. Insbesondere kann ein tolerantes Unternehmen keine solche Intoleranz zulassen, die es zerstören würde.

Das ist alles schön und gut und eigentlich eine Selbstverständlichkeit. Umso mehr verwundert es, daß Mobbing im Unternehmen häufig toleriert wird. Wenn man so will, kann man Mobbing als eine Form der Intoleranz bezeichnen, denn es trifft Menschen, die aus irgendeinem Grund anders sind als andere – zum Beispiel kann es besonders kompetente Menschen in einem eher inkompetenten Arbeitszusammenhang treffen, beliebt als Opfer sind auch sehr attraktive Personen. Mobbingopfer zeichnen sich überdurchschnittlich häufig durch eine starke Persönlichkeit, durch großen Leistungswillen und –vermögen und durch ein ständiges zur Stelle sein aus. Und irgendetwas an diesem Verhalten deutet sich der Mobber heraus und rückt es durch seine Intoleranz ins Rampenlicht, er gibt diese Charaktereigenschaft, dieses abweichende Aussehen, dieses außergewöhnliche Wissen der Lächerlichkeit preis und schon ist der Prozess des Mobbings im Gang. Es ist den Kolleginnen und Kollegen sehr wohl bewußt, daß in ihren Reihen ein Mensch gemobbt wird, auch bei Vorgesetzten ist es meistens bekannt und wird toleriert. Und das, obwohl Mobbing durchaus in der Lage ist, einen immensen betriebswirtschaftlichen Schaden zu verursachen und damit billigend in Kauf zu nehmen, daß das Unternehmen zerstört wird. Was tut man in einer Mobbing-Situation, wenn man tolerant ist? Ist es intolerant, einen Mobber auf sein Verhalten anzusprechen und zur Rede zu stellen? Ist es nicht eine Angelegenheit zwischen zwei Personen, in die man sich nicht einmischt? Ist es eine unzulässige Einmischung, wenn man eine Kollegin oder einen Kollegen, der immer elender aussieht und von dem man ahnt, daß er gemobbt wird, Hilfe anbietet? Ist es intolerant einem aggressiven, mobbenden Menschen sein Verhalten strikt und unmißverständlich zu untersagen?

Nein, das kann es nicht sein. Denn Mobbing lebt vom Wegschauen der anderen. Und von der Bewunderung, die sich der Täter durch sein Handeln erhofft und nur allzu leicht bekommt. Was, der hat diese tolle Frau, diesen gestandenen Mann fertig gemacht? Das muß ja nachgerade ein toller Hecht sein, daß der sich sowas traut…Und genau das ist die Befriedigung, die sich ein Täter durch sein Handeln erhofft, und zwar drängend erhofft, so sehr, daß der Wegfall dieser „Bewunderung“ ihm den Boden entzieht. Ich erlebe es in meiner Arbeit mit von Mobbing Betroffenen immer wieder, daß Täter kündigen, wenn seine „Opfer“ selbstbewußter werden und bei diesem perversen Spiel nicht mehr mitspielen und zur Spielverderberin werden – dann fehlt etwas und es wirkt fast so, als ob dieses Etwas dringend gebraucht wird. Wie ein Suchtmittel, bei dessen Entzug es zu gravierenden gesundheitlichen Beeinträchtigungen kommt. Und wenn dieses Suchtmittel im Unternehmen nicht mehr zu bekommen ist, weil zu viele genau hinsehen und „intolerant“ werden, dann muß ein anderes Betätigungsfeld gesucht werden.

Achten Sie bitte darauf, was in Ihrem Umfeld geschieht. Mobbingopfer haben Angst, über ihre Situation zu sprechen, sie können niemandem trauen. Bieten Sie dennoch Hilfe an, denn schon das reicht manchmal, um von Mobbing Betroffene etwas selbstbewußter werden zu lassen. Sprechen Sie die Mobber an und fordern Sie sie auf, die Schikanen zu unterlassen. Mobbing ist kein Kavaliersdelikt! Zeigen Sie klar, dass Sie auf der Seite des Opfers stehen.

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