Motivierende Chefs – Teil 1
Die neue Generation von Mitarbeitenden, die sich durch hohes Engagement, Fachlichkeit und soziale Kompetenzen auszeichnen brauchen Vorgesetzte, die ihnen gewachsen sind und sie nicht durch Persönlichkeitsdefizite in die innere Kündigung treiben. Sozial inkompetente Chefs sind das letzte, was engagierte Mitarbeitende wollen und brauchen und damit auch das letzte, was im Unternehmensinteresse liegt.
Was aber zeichnet wünschenswerte Chefs aus? Dazu lässt sich ein einfaches Reflektionsmodell anwenden: An welche Lehrer denkt man noch nach Jahrzehnten gern und mit Hochachtung zurück? Welche Verhaltensweisen, Charaktereigenschaften und Kompetenzen zeichneten sie aus? Was war das Beeindruckende, das uns heute noch die Lerninhalte vor Augen stehen lässt, als lägen nicht viel Jahre und Erfahrungen dazwischen? Bestimmt waren es nicht die unauffälligen farblosen Typen, die das Prädikat „ihr oder ihm habe ich viel zu verdanken!“ erhalten. Es waren Originale darunter, auch schrullige Typen, aber sie haben in ihren Schülern eine Saite zum Schwingen gebracht. In ihrer Andersartigkeit waren sie menschlich. Sie wurden als Person hinter ihrer Rolle sichtbar, sie hatten es nicht nötig, sich über ihre Position zu definieren.
Es sind also durchaus Menschen mit Ecken und Kanten, die gute Chefs sind. Menschen, die zu ihren Fehlern und Macken stehen können, statt sie krampfhaft verbergen zu müssen. Menschen, die ihre Individualität leben können, anstatt wertvolle Energie in mühsame Anpassungsleistungen stecken zu müssen. Solche Menschen haben es nicht nötig, Kontrolle an Stelle von Vertrauen auszuüben. Weil sie authentisch sind, können sie auch die Einzigartigkeit des Gegenübers sehen und achten. Dieses und das Vertrauen in die Fähigkeiten und den Leistungswillen der Mitarbeitenden bilden nämlich den Boden für ein gesundes Arbeitsklima.
Mitarbeitende wünschen sich Chefs, die ihnen mit Rat und Tat zur Seite stehen können, ohne in jeder Frage gleich ein Wissensdefizit zu sehen und daraus die Legitimation zur Kontrolle abzuleiten. Gute Chefs sind Menschen, die sich selbst vertrauen und damit auch ein grundsätzliches Vertrauen in andere setzen. Natürlich kann das auch missbraucht werden, aber die Wahrscheinlichkeit, dass Menschen danach streben, das in sie gesetzte Vertrauen nicht zu enttäuschen, ist wesentlich größer. Sichtbaren Ausdruck dieser inneren Haltung findet sich darin, dass die Mitarbeitenden Handlungs- und Entscheidungsfreiräume haben und im Zweifelsfall einen Chef im Hintergrund, der da ist, wenn man ihn braucht. Und nur dann.
Ein besonderer Hinweis: Ganz nebenbei tut man der Gesundheit einen großen Gefallen, wenn man als Chef entspannt und wohlwollend mit seinen Mitarbeitenden umgeht. Leben und leben lassen lautet dann die Devise.